Unser Organismus besteht aus unzähligen Strukturen, die alle direkt oder indirekt miteinander verbunden sind. Die Verbindung stellen die Faszien her: dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur in unserem Körper umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden. Das ist der Grund dafür, dass Funktionsstörungen an einer Stelle unseres Körpers auch zu Beschwerden in anderen Regionen führen können. Daher wird in der Osteopathie der Körper als Ganzes wahrgenommen – und deswegen behandeln Osteopathen nicht nur einzelne Beschwerden. Eine Einflussnahme auf das muskuloskelettale System durch eine manuelle Behandlung verbessert die Funktion des autonomen Nervensystems und die Zirkulation in Blut- und Lymphgefäßen und führt so zur Besserung bestimmter Beschwerden.
Nach einer ausführlichen Anamnese erfolgen bei einer osteopathischen Behandlung sowohl die Diagnose als auch die Therapie mit den Händen. Osteopathen ertasten bei der Untersuchung Schicht für Schicht des menschlichen Gewebes und spüren so Bewegungseinschränkungen und Spannungen auf. Diese werden dann mit speziell für die Osteopathie entwickelten Techniken behandelt. Dabei steht vor allem die Lösung von Funktionsstörungen im Vordergrund, die zu schmerhaften Bewegungseinschränkungen führen. Eine osteopathische Behandlung dauert je nach Erfordernis circa 30 bis 50 Minuten, aber auch kurze Interventionen von wenigen Minuten Dauer können zielführend sein. Nach der Therapie kann es zwei bis drei Wochen dauern, bis Ihr Körper auf die Behandlung reagiert. Zwischen zwei osteopathischen Behandlungen sollte mindestens ein Zeitraum von einer Woche liegen.
Die Osteopathie findet in Bereichen Anwendung, in denen funktionelle Störungen die Ursache für Beschwerden sind. Osteopathische Behandlungen werden sowohl als Erstmaßnahme als auch begleitend zu anderen medizinischen Formen der Behandlung eingesetzt. So kann mithilfe der Osteopathie unter anderem bei Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Organbeschwerden, Sportverletzungen und bei Beschwerden im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sowie im gynäkologischen Bereich oder sogar bei Depressionen und Angsstörungen Abhilfe verschaffen werden. Vor allem wirkt die Osteopathie erwiesenermaßen bei unspezifischen Rücken- und Nackenschmerzen. Auch dann, wenn klassische Medizin nicht weiterhelfen kann.
Menschen eines jeden Alters können bei den genannten Störungen und Beschwerden von einer osteopathischen Behandlung profitieren. Auch für Kinder und Kleinkinder, die beispielsweise unter übermäßigem Weinen, Schlafstörungen, Haltungsproblemen oder Bauchschmerzen leiden, kann eine osteopathische Behandlung dauerhafte Linderung bringen – oft im Gegensatz zu anderen Formen der Medizin.
Vorgeschädigte Körperstrukturen können durch eine nicht angebrachte osteopathische Behandlung unter Umständen Verletzungen davontragen. Daher ist es umso wichtiger, dass ein Arzt zunächst feststellt, ob eine Behandlung sinnvoll und ratsam ist; bzw., welche osteopathische Behandlungsform geeignet ist. Richtig eingesetzt ist die Osteopathie eine der wirksamsten und zugleich risikoärmsten Behandlungsmethoden.
Osteopathen können sowohl Ärzte als auch zugelassene Heilpraktiker sein. Der Begriff „Osteopath“ ist nicht geschützt und enthält keine Aussage zum Umfang der Ausbildung. Physiotherapeuten mit osteopathischer Ausbildung können auf ärztliche Verordnung osteopathisch behandeln. Die moderne Ergotherapieausbildung enthält auch einzelne osteopathische Komponenten. Manche osteopathisch ausgebildete Physiotherapeuten erwerben die Zulassung als Heilpraktiker, um angesichts der großen Nachfrage osteopathische Behandlungsleistungen direkt zu erbringen. Vor jeder osteopathischen Behandlung ist aber eine ärztliche Untersuchung dringend zu empfehlen.
Im rehawerk Hamburg werden Sie auch im Bereich der Osteopathie von vornherein ärztlich betreut.
Eine osteopathische Therapie kann, wie aus der manuellen Therapie bekannt, durchaus gelegentlich mit Schmerzen verbunden sein. Durch die manuelle Behandlung des in seiner Funktion gestörten Gewebes ist das oft unumgänglich. Die Schmerzen sind gewissermaßen eine Begleiterscheinung der Selbstregulation auf dem Weg zur medizinischen Besserung, die häufig schon während der Behandlung eintritt.
Die ärztliche osteopathische Grundausbildung, wie sie z.B. die DAAO (Deutsch-Amerikanische Gesellschaft für Osteopathie) durchführt, setzt ein abgeschlossenes Medizinstudium, klinische Erfahrung und eine anschließende Ausbildung in manueller Therapie voraus. Sie beinhaltet „Strain /Counterstrain“, „Myofaszialer Release“, „Muskelenergietechnik“, „Lymphatik“, „Balanced Ligamentous Tension“, „Viszerale Osteopathie“ und „Craniosacrale Osteopathie“.
Darauf aufbauend führen Fortgeschrittenenkurse in „Still-Technik“, „Facilitated Positional Release“, „High-Velocity-Low-Amplitude-Technik“ u.a. sowie Weiterentwicklungen höherer Schwierigkeitsgrade der vorgenannten Grundtechniken mit Abschlussprüfung zum Erwerb des D.O.M. (Diplom Osteopathische Medizin) analog zum US-Abschluss „Doctor of Osteopathy“. In Europa ist damit die Registrierung im „European Register for Osteopathic Physicians“ (EROP) möglich. Regelmäßige Weiterbildung durch Teilnahme an „Postgraduate“-Kursen ist Pflicht. Die Osteopathie ist eine sich ständig weiterentwickelnde Disziplin.